Auch heute macht Wandern noch Sinn

Was wünschen sich Wanderer für die Zukunft, dass war die gestellte Frage eines meiner geschätzten Vorgänger, vor 25 Jahren, zum 75. Jubiläum der NaturFreunde Bielefeld.

Ich denke, die Menschen haben schon verstanden, dass die Natur eines unserer höchsten Güter ist und damit auch entsprechend umgegangen werden muss. Aber es ist eben immer noch nicht alles getan und somit muss sich der Mensch immer wieder vor Augen führen: Schluss mit Raubbau und Zerstörung der Natur und auf jeden Fall, erhalten des Friedens.

Die NaturFreunde stehen ja seit jeher für derartige Dinge ein, aber dennoch heißt es nicht dass man altmodisch oder hinterwäldlerisch sein muss. Unser Touristikprogramm hat sich natürlich in den letzten 25 Jahren auch etwas verändert. Wir bieten immer noch möglichst jedes Wochenende mehrere Aktivitäten an, z.B.: verschieden lange Wanderungen oder Radtouren in den Umkreis von Bielefeld oder den Raum Ostwestfalen. Seit vielen Jahren gibt es Nordic-Walking-Touren unterschiedlichster Länge, auch die Skifahrer, Berg- und Wassersportler finden nach wie vor ein entsprechendes Angebot vor. Nicht zuletzt bereichern die Kulturabende an jedem Freitag unser Touristikprogramm mit interessanten Themen, aber es ist eben alles etwas anders geworden, in den letzten 25 Jahren.

Der seinerzeit große Kreis an Wanderleitern ist leider in den Jahren doch etwas zusammen geschrumpft, so dass wir bei unserer Programmgestaltung die Termine geschickt legen müssen, damit wir auch möglichst immer noch jedes Wochenende ein Angebot im Programm haben. Auch hat sich die Altersstruktur der Wanderleiter ganz schön ins „Rentenalter“ bewegt, was aber nicht heißen soll, das es sich hierbei um ein „Rentnertreffen“ handelt.

Unser Wanderleiterteam bietet nach wie vor verschiedenartigste Wanderungen zwischen 8 und 28 Km an, ebenso finden die Radtouren mit 25 -75Km reges Interesse bei unseren Gästen und natürlich auch bei den eigenen Mitgliedern.

Aufgrund der günstigen Lage von Bielefeld, durchzogen vom Höhenzug Teutoburger Wald, haben wir die unterschiedlichsten Möglichkeiten unsere Touren zu gestalten. Die altbekannten Wanderwege „Hermannsweg“, Wanderstrecke 6 oder 10, der X 25, der Hasenpatt oder auch der Höfeweg lassen sich immer wieder zu neuen Touren kombinieren. Auch die neu gestalteten Wege, wie der Lämmerweg, der Viaduktwanderweg in Altenbeken oder die Klima-Erlebnis-Routen sind bei uns schon einige Male im Programm vertreten gewesen. Ähnlich sieht es bei den Radtouren aus, Bielefeld das grüne Netz oder im Norden die Engel-Route sind attraktive Angebote in unserem Programm, womit wir doch immer wieder neue Gäste anlocken können.

Nun aber zu den möglichen Gründen der Veränderung bis heute. Die Menschen sind in den letzten 25 Jahren wesentlich flexibler, unkomplizierter, moderner und hektischer geworden. Es meldet sich heute keiner mehr zwei Wochen vor einer Wanderung oder Radtour an, sondern wenn möglich erst ein oder zwei Tage davor, im schlimmstem Fall erscheinen sie unangemeldet beim Treffpunkt. Diese Tatsache ist ja nicht weiter problematisch, aber es wird doch heute noch eben kurz das Wetter abgewartet und ist es nicht entsprechend, kann man sich ja für das Wochenende für einige der vielen anderen Angebote entschließen  (z.B. verkaufsoffener Sonntag, diverse Stadtfeste oder –märkte, Kirmes, Ausstellungen, Flohmärkte u.v.a.m.). Dieses Phänomen beobachte ich doch immer wieder und durch unsere moderne Kommunikation mit Internet, Handy oder sogar I-Phone wird das ganze noch unterstützt. Im Prinzip ist ja gegen die modernen Sachen nichts einzuwenden, wenn man sich denn ab und zu noch einmal den herkömmlichen interessanten Dingen der Natur widmen würde. Man muss doch nicht für teures Geld in ein Fitnessstudio laufen, um sein Traumgewicht zu halten, wenn die NaturFreunde die entsprechenden Möglichkeiten in freier Natur anbieten.

Auch wir setzen heute auf die modernen Geräte, wie wandern mit GPS oder Geocaching, der satellitenunterstützten Schatzsuche im freien Gelände.

Doch auf unseren Wanderungen oder Radtouren sind wir immer in einer Gruppe unterwegs, so dass auf jeden Fall für rege Unterhaltung gesorgt ist. Aufgrund des verschiedenen Alters, sind natürlich auch unterschiedliche Themen im Gespräch und es ist doch immer wieder herrlich, mit verschiedenen Menschen durch die Natur zu streifen. Wobei es keinen großen Unterschied macht, ob die Sonne lacht oder der Himmel weint, obwohl ich natürlich sagen muss – es macht bei Sonnenschein einfach mehr Spaß – aber, der Gruppenzusammenhalt ist bei jeden Wetter einfach nur gut, auch wenn das Wasser bei Regen aus den Schuhen spritzt. Während wir dann so unterwegs sind, unterhält man sich natürlich auch über die kleinen Dinge am Wegesrand, die kanadische Eiche im bunten Herbstlaub, der schön gewachsene Fliegenpilz, der Distelfalter der von Blüte zu Blüte schwebt, die gezogene Schneespur von Reh und Hase oder der Mäusebussard in der Luft, der seiner Beute auflauert. Diese beispielhaften kleine Dinge am Wegesrand muss man doch einfach mitnehmen, sei es nur in Gedanken abgespeichert oder aber modern mit der Digitalkamera dauerhaft auf die Speicherkarte geschrieben. Für diese kleinen Dinge am Wegesrand muss man allerdings auch ein Auge entwickeln, diese Schönheiten zu sehen und auch zu schätzen. Wir fördern dieses natürlich bei unseren Touren und da wir in den unterschiedlichsten Gegenden unterwegs sind, gibt es natürlich immer wieder neue Erlebnisse zu entdecken.

Und es sind doch die kleinen Dinge des Lebens, die unseren Arbeitsalltag leichter gestalten und bei der heute anstehenden Arbeitsintensität und dem Tempo kann man doch solch kleine Aufheiterungen gut gebrauchen. Es wäre nur aus meiner Sicht sehr schön, wenn wir noch mehr Menschen mit diesem Blick auf das Detail anstecken und ihnen die schöne Natur mit ihren interessanten Dingen zeigen könnten. Leider gelingt dieses nicht immer so einfach, weil die Menschen heute eben wesentlich mobiler ihre Freizeit gestalten möchten und unser NaturFreunde Angebot zu wenig nutzen. Wir als NaturFreunde werden auf jeden Fall an unserem Motto festhalten, gemeinsam die Natur zu erleben, genießen, und für unsere nachfolgenden Generationen zu erhalten. Auch trotz der immer mobiler werdenden Zeit, sollte es doch möglich sein, öfter mal das Fahrrad zu nehmen, sich als Fahrgemeinschaft mit dem Auto zusammenzutun oder auch nur mit einer nötigen Fahrt mehrere Erledigungen gleichzeitig zu verbinden.

Als Wunsch für die Zukunft kann ich hier nur nennen, dass die Menschheit trotz der modernen Alltagshektik immer noch Muße und ein wenig Zeit findet, sich den oben beschriebenen schönen Dingen der Natur beim Wandern oder Radfahren zu widmen. Denn es ist doch nichts schöner, als wenn wir unseren Nachfahren solche Erlebnisse nicht nur aus Erzählungen berichten, sondern ihnen auch noch leibhaftig zeigen können.

In diesem Sinne ein herzliches „Berg frei“!

Heiko Brockmeyer